Hallo zusammen,
die Infrarotphotographie ist ein besonderes Feld, das mich seit ersten Arbeiten im Archäologiebereich fasziniert hat und für mich mittlerweile vor allem im Landschaftsbereich interessant ist, da es nicht nur eine für uns Menschen ungewöhnliche Sicht auf die Natur ermöglicht, sondern auch Hilft die oft ungenutzten Mittagsstunden produktiv auszufüllen. Auch wenn ich Falschfarben-IR nicht ablehne, so ist doch die rein monochrome Infrarotphotographie eher mein Metier, zumal sich dieser Bereich auch für Fine Art hervorragend nutzen lässt.
Wer diesen Bereich intensiver nutzt wird sehr bald eine entsprechend umgebaute Kamera bevorzugen, die durch Ausbau des IR-Sperrfilters deutlich kürzere Belichtungszeiten realisieren und durch den Einbau eines entsprechenden IR-Durchlassfilters gleichzeitig die Nutzung eines externen Filters überflüssig macht. In der Vergangenheit habe ich eine entsprechend umgebaute DSLR genutzt, allerdings viel zu selten, schlicht weil sie aufgrund ihrer Größe zu häufig zu Hause blieb. 2009 habe ich aus diesem Grund und als vorläufige Lösung eine Sigma DP1 entsprechend umgebaut und sehr gute Ergebnisse damit erzielt. Nachdem sich µFT bei mir in den letzten zwei Jahren als kompaktes Reisesystem etabliert hat und für dieses Jahr eine "endgültige" IR-Lösung auf meiner Wunschliste stand habe ich mich für den Umbau innerhalb des µFT-Systems entschieden.
Die grundsätzliche Wahl, dafür eine Systemkamera zu nehmen, erfolgte aufgrund einiger Vorteile:
- Größe und Gewicht sind deutlich attraktiver für eine Zweit- oder Drittkamera
- Kontrast-Autofokussystem braucht keine IR-Kalibrierung
- Live View über Display und Sucher ermöglicht eine Kontrolle der Motivbeschaffenheit bereits vor der Aufnahme
Nachdem ich einige Alternativen evaluiert hatte fiel die endgültige Wahl auf die Olympus Pen E-PL2. Folgende Gründe waren dafür ausschlaggebend:
- Gutes, für mich griffiges und dabei trotzdem kompaktes Gehäuse
- Fernauslöseranschluss
- Display mit guter Auflösung
- Kleines AF-Feld möglich
- AP für die Nutzung eines EVF bei Bedarf
- Kontrolle der Gradation in der Kamera für JPEG-Ausgabe
- Bildstabilisator für Festbrennweiten integriert
- Günstiges Angebot und Gehäuse im passenden Rot
Der letzte Punkt war allerdings mehr ein i-Tüpfelchen und das Angebot zu diesem Zeitpunkt wirklich gut. Als Alternative stand noch die E-P2 zur Auswahl, es gewann bei den beiden letztlich das bessere und günstigere Gesamtpaket. Heute würde ich wohl auf eine gebrauchte E-P2 oder neue E-PL3/PM1 setzen.
Als die Kamera von meinem Händler eintraf habe zunächst einige Tests durchgeführt, bevor der Umbau stattfinden sollte. Die ersten Aufnahmen mit dem Hoya R72 und dem Heliopan RG1000 waren an sich positiv, leider zeigte das von mir in erster Linie vorgesehene Panasonic 14/2,5 einen recht deutlichen Hotspot. Hier zunächst der Quervergleich mit dem Heliopan links, dem Hoya in der Mitte und der Aufnahme ohne Filter rechts:
Nochmal zur Verdeutlichung des Hotspots eine verkleinerte, dafür aber komplette Version:
Auch das Panasonic 20/1,7 zeigte einen leichten Hotsport, die Olympus-Zooms (9-18, 14-42 II, 40-150) hingegen nicht. Für mich war das ein erster Dämpfer, ich hatte allerdings die Hoffnung, dass es vor allem am Zusammenspiel von Filter, Vergütung und internen Sperrfilter liegt. Aus dem Grund entschied ich mich für einen Umbau, im Zweifelsfall würden dann eben nur die Zooms zum Einsatz kommen.
Da mir die passende Werkstatt nichtmehr zur Verfügung steht und bei der Pen der Bildstabilisator und der SSWF erhalten bleiben sollten ließ ich den Umbau in einer Fachwerkstatt vornehmen. Insgesamt eine einfache und schnelle Lösung (zwei Wochen hat es inklusive Versand gedauert), günstig war es auch noch, Werbung möchte ich hier nicht machen (wen es interessiert --> PN). Als neues Filter habe ich mich für Schott RG715 entschieden.
Schon bevor die Kamera bei mir eintraf erhielt ich von der Werkstatt die Mitteilung, dass der Umbau wie geplant unter erhalt der SSWF-Funktion möglich war, vor allem aber, dass die Qualität alle Erwartungen übertraf. Das weckte natürlich die Vorfreude, umso erstaunter war ich, als ich die ersten Ergebnisse sah.
Olympus E-PLIR2 (Kontrast +2, Schärfe 0), Panasonic 14/2,5, f/3,5, 1000stel Sek, erst komplett, dann 100% Crop:
Olympus E-PLIR2 (Kontrast +2, Schärfe +1), Panasonic 14/2,5, f/5,6, 1000stel Sek, links komplett, rechts 100% Crop:
Ich habe in den vergangenen Jahren verschiedene Umbauten nutzen und testen können. Eine solche Detailauflösung bei gleichzeitig hoher Empfindlichkeit ist mir auf diesem Gebiet bisher nicht begegnet. Bei pflanzlichen Motiven leidet die mögliche Auflösung immer unter den natürlichen Einflüssen durch Mikroverwirbelungen auf der Pflanzenoberfläche, die im infraroten Spektrum deutlich stärker wirken als beim sichtbaren Licht. Bei künstlichen Strukturen hingegen gibt es diese Probleme nicht, und hier spielt die nun von mir E-PLIR2 genannte Kamera ihre Stärken aus. Von meinen Labormessungen ausgehend steht einer höheren Auflösung nur noch die Architektur des Bayersensors inklusive der damit verbundenen Interpolation entgegen. Ach Olympus, warum bringt ihr nicht mal eine reine Schwarzweiß-Version der E-P3 heraus...
So gut die Kamera auch ist, wichtig ist gerade im Infrarotbereich die Einflussnahme der Objektive. Hier ist das Bild solide, aber nicht überragend, wofür man allerdings den Herstellern keinen Vorwurf machen kann. Der große positive Punkt ist sicherlich der fehlende Hotspot. Ich habe mittlerweile fast alle Objektive durch (nur die neuen X-Zooms und das 12er konnte ich an der E-PLIR2 noch nicht testen), bisher trat es nicht mehr in Erscheinung. Negativ in Erscheinung tritt erwartungsgemäß die Vergütung. Während die Vergütung des 20/1,7 beispielsweise im sichtbaren Spektralbereich eine sehr gute Leistung abliefert, bleibt damit im infraroten Bereich nicht mehr viel übrig. Das gleiche trifft auch auf alle anderen Objektive zu, die Vergütung ist nicht für diesen Spektralbereich ausgelegt und die Objektive dementsprechend anfällig. Hinzu kommt, dass die Randbereiche der Weitwinkelobjektive sichtbar schlechter ausfallen als normalerweise üblich. Gerade das 9-18er ist dafür anfällig, aber auch beim 14er, dass offen eh bereits eher weiche Ränder aufweist, zeigt dieses Verhalten. Abblenden hilft auch hier, insgesamt ist der (U)WW-Bereich aber schwierig. Besser sieht es bei größeren Brennweiten aus, da sind auch die Randbereiche unkritisch.
Das Fazit der ganzen Aktion: Eine hervorragende Kamera für die Infrarotphotographie mit bereits sehr guten JPEG-Qualitäten dank der integrierten Beeinflussung der Gradation. Der direkte Vergleich mit einer nicht umgebauten Kamera (nur unter Nutzung von Filtern) liegt bei etwa 10 Blenden, freihand ist die Arbeit auch bei etwas schlechterem Licht problemlos möglich. Bei gutem Licht kann man auch mit dem RG1000 noch freihand arbeiten, das ist sehr ordentlich. Besonders angenehm ist die unkomplizierte Arbeitsweise. Der Autofokus trifft gut und ohne Probleme, die Belichtungsmessung passt und dank der Live-View-Ansicht hat man das Motiv jederzeit unter direkter Kontrolle. Kurzform: Begeisterung pur.
Ihren ersten produktiven Einsatz hatte meine E-PLIR2 bei der Interpretation des Lorraine American Cemetery and Memorial, ich zumindest bin mit dem Ergebnis sehr zufrieden: