Das Ende einer Ära

    • Offizieller Beitrag

    Hallo zusammen,


    die Geschichte beginnt im Winter 2011, als ich den Prototypen einer neuen Kamera testen durfte und begeistert war, obwohl vieles noch gar nicht so richtig funktionierte. Was aber funktionierte, zeigte Möglichkeiten auf, die es so vorher auf dem Markt nicht gab - schon gar nicht in einem solch schicken Gehäuse. Am Tag vor der offiziellen Vorstellung bestellte ich sie vor, in der Hoffnung, sie werde es noch vor unserer Italien-Reise schaffen. Doch es war eine schwere Geburt, der Liefertermin verzögerte sich, und ich erhielt Nachricht von Olympus: das wird nichts mehr. Zum Trost durfte ich eine E-P3 mit in den Urlaub nehmen, eine gute Kamera, aber kein Vergleich zu dem was da kommen sollte. Pünktlich am Tag nach der Heimreise gab es abermals Meldung, die Auslieferung werde morgen beginnen, aber meine Kamera sei schon heute auf die Reise gegangen. Wahnsinn! Am Tag drauf hielt ich sie in den Händen, die erste E-M5, in Silber, genannt Emma. Das war im April 2012.


    Anfangs habe ich die Kamera hauptsächlich mit meinen drei kleinen Festbrennweiten genutzt, die adaptierten Zuikos machten nicht wirklich Spaß und die PRO-Zooms gab es noch nicht. Das M.Zuiko 9-18 nutzte ich noch gelegentlich, die anderen M.Zuiko Zooms hingegen kaum. Bei gezielten Einsätzen war alles in Ordnung, unterwegs hingegen nervte die doch häufigere Wechselei; die Qualität sowie Größe und Gewicht entschädigten zwar, aber im Herzen bin ich auf Reisen noch immer ein Zoomtyp. Meine Frau hatte ein Einsehen, und so kam an Weihnachten im gleichen Jahr die zweite E-M5 ins Haus, eine Italienerin, in Schwarz, genannt Emilia.


    Dieses dynamische Duo begleitete mich in den folgenden Jahren immer dann, wenn es um besonders leichtes Gepäck und gute Qualität ging, bei geplanten Einsätzen erhöhten sie meine Flexibilität, und in der Astrophotographie zeigten sie ungeahnte Talente. Mit dem Erscheinen der PRO-Zooms ersetzten sie meine bisherige Zoomausrüstung auf Reisen, für Dokumentationen und Reportagen, erhielten extra dafür griffigeres Zubehör (denn ohne richtigen Halt macht weder das 12-40 noch das 40-150 richtig Spaß) und mussten lernen, den Elementen zu trotzdem. Und das taten sie mit Bravour, egal ob es sich um eiskalte Polarnächte, Starkregen, Tropenluft oder glühende Wüstenhitze handelte, ich konnte mich auf sie verlassen. Sie begleiteten mich um die Welt, natürlich nicht immer ohne Probleme; da waren die flüchtigen Augenmuscheln, oder etwa der berühmte Riss im Displayrahmen, aber das war harmlos. Nur einen schwerwiegenden Fehler gab es, der Ausfall von Display und Bildstabilisator bei Emilia während einer längeren Tour. Im Stich ließ sie mich aber nicht, sie machte weiter, ohne Stabi und nur mit Sucher - kein Problem. Mit den beiden entstanden einige meiner ikonischsten Aufnahmen, aber sie wurden Müde mit der Zeit. Schon im letzten Jahr blieben sie ab und zu mal hängen, nie während einer Bildserie, aber davor oder danach. Auf der letzten Tour fing der Verschluss an, rauer zu klingen.


    Nach zusammen über 250.000 Aufnahmen und sechs harte Einsatzjahren, mehr als ursprünglich geplant, werden die beiden nun von der vordersten Front abgezogen. Damit endet nicht ihr aktiver Dienst, aber es wird in Zukunft ruhiger für sie werden. Zeitrafferaufnahmen und Astrophotographie werden sie weiterhin beschäftigen, und sie dienen als stille Reserve für den Fall der Fälle. Es ist das Ende einer Ära.



    PS: Die beiden Bilder sind Schnappschüsse meiner Frau von unserer letzten Tour und zeigen das dynamische Duo im Einsatz

  • Hab ich jetzt was überlesen oder verpasst? Wer tritt denn hier die Nachfolge an und schiebt die beiden Heroen in die 2. Reihe


    Meine E-M5 befindet sich im Moment in ihrem 2. Frühling, in den Händen meines Sohnes mit dem sehr guten 14-150II und sorgt regelmäßig für erstaunte Blicke und Fragen von Passanten. Wenn ich mit ihm und seiner Kombi unterwegs bin, tausche ich auch schon mal gerne mit ihm, um die alte Lady noch mal zum Tänzchen aufzufordern ^^

    "Fotografieren braucht Zeit. Wer sich die nicht nehmen will, kann ja knipsen"

    • Offizieller Beitrag

    Da es um die beiden geht, wollte ich nicht direkt über den Nachfolger reden. Zumal die Sache auch nicht so eindeutig und einfach ist. Zum einen hat sich der Markt deutlich gewandelt und bietet heute interessante neue Möglichkeiten, zum anderen kam von Olympus bisher nicht das passende. Im letzten Jahr habe ich mir vor Australien eine gebrauchte E-M1 Mark I (in Schwarz) zugelegt, weil ich bei solch einer Reise auf Nummer Sicher gehen wollte. Das Angebot einer neuen, ziemlich günstigen E-M1 Mark I (in Silber) konnte ich letzte Woche nicht ablehnen und hab nun wieder zwei gleiche Kameras, eigentlich als Übergangslösung gedacht - aber man weiß ja, was das bedeutet. ;)


    Ach, da bekommt man ja eine Gänsehaut beim Lesen!


    Beim schreiben war es nicht anders, allerdings ist mir dabei auch einiges durch den Kopf gegangen. "Sechs Jahre" klingt nicht nach einer langen Zeit, ist es aber doch, wenn ich mir überlege was währenddessen alles passiert ist. Und photographisch betrachtet, welche Bilder ich in dem Zeitraum gemacht habe. Da kommt erst recht die Gänsehaut ;)

  • Ich kann das gut nachvollziehen, ich gehöre ja auch nach meinem Eindruck zu jenen, die am längsten bei der E-M5 beblieben sind. Bei mir sind es allerdings "nur" ca. 90.000 Auslösungen, aber dafür auch ganz ohne Schäden. Viele Kameras mit Spiegeln hätten früher den Geist aufgegeben. Bei mir wurde sie jetzt durch die G9 ersetzt, außer in Situationen mit erhöhter Diebstahlgefahr.


    Man sollte Kameras nicht oft wechseln!


    Grüße


    Martin

    • Offizieller Beitrag

    Wenn jemand häufig wechseln möchte, dann soll er es machen - solange die alten Kameras verkauft werden, spricht nicht einmal ökologisch großartig etwas dagegen. Für mich persönlich ist es allerdings aus vielerlei Hinsicht keine Option, weil ich meine Werkzeuge gern richtig gut kenne, weil es für mich den Aufwand häufig nicht wert ist, weil ich durchaus auch eine emotionale Bindung an meine Ausrüstung habe und nicht zuletzt, weil ich es mir nicht leisten kann. Spaß an neuer Technik habe ich auch, deshalb probiere ich gern verschiedenes aus und bin froh über die Möglichkeiten, die ich dafür habe - im Endeffekt wird aber fast nur dann etwas ausgetauscht, wenn das Ende der Lebenszeit erreicht ist oder das Einsatzrisiko mir zu groß wird. Amüsanterweise war gerade die E-M5 eine Ausnahme von der Regel ;)


    Die G9 ist auch für mich eine sehr attraktive Kamera, wenngleich auch schon recht groß geraten. Bloß das Preisschild sagt mir aktuell noch nicht zu, andere Dinge haben Priorität, da kam mir die E-M1 gerade recht.


    Und eine viertel Million klingt so viel, ist es aber letztlich gar nicht. Zumindest nicht, wenn man häufiger Zeitrafferserien aufnimmt, und das habe ich mit den beiden ja auch jetzt schon immer mal wieder gemacht. Ich werde berichten, wie der Zählerstand aussieht, wenn sie endgültig ihren Dienst versagen. ;)

  • Hatte ja anhand der Überschrift befürchtet, dass sie "gestorben" sind, bin doch erleichtert, dass sie nur aufs Altenteil umziehen. :pas: 250000 x auslösen ist schon eine stramme Leistung.
    Meine E-M5, der Sepp, steht im Regal und genießt seinenden Ruhestand, wäre aber jederzeit bereit, wieder mitzumischen. War meine erste mft Kamera und gleichzeitig der komplette Umstieg auf mft. Was wurde ich damit belächelt, und was hat sie mir für tolle Fotos ermöglicht. So viele Auslösungen bekomme ich damit allerdings nicht zusammen. Bin neugierig wie lange deine beiden leben ;)

    Graue Haare sind voll im Trend, wenn nun noch Übergewicht und Falten modern werden, wird das mein Jahr
    meine Homepage - Uschi - lieber von Rubens gemalt als vom Schicksal gezeichnet

  • Ich halte es genau wie Martin und Alex: die EM5 bleibt.


    E520 und E30 gingen ohne Reue. Aber die EM5 ist gerade mit meinen Festbrennweiten 25mm/1.8 und 17mm/1.8 so klein und kompakt, dass sie kaum auffällt. In der Stadt oder bei Feiern für mich unschlagbar!

    Gruß aus Dorsten (der kleinen Hansestadt an der Lippe)


    Jürgen

    Ich hab keine Macken, das sind special effects

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Foto Baur