Helgoland - Inselimpressionen


  • Liebe Forumsfreunde, -
    ich hatte versprochen, euch etwas über Deutschlands einzige Hochseeinsel zu erzählen.
    Auch wenn euch Manches bekannt sei - ihr wolltet die Bilder trotzdem sehen.
    Bilder gibt es reichlich - Infos wollt ihr auch?


    Ich habe mir überlegt, wie ich die Fülle in eine nicht allzu langweilige Reportage packe und habe mir gedacht, einige Schwerpunkte "einzurichten".
    Es sind nicht alles Paradebilder, die ich zeige, da ist sicher mal das eine oder andere fotografisch nicht ganz einwandfreie Foto dabei, ich zeige das trotzdem, wenn ich es für informativ halte. Ich denke, ich tummle mich nicht auf einem Wettbewerb.


    Natürlich freue ich mich, wenn ihr mal ein Bild lobend hervorhebt - so ist das nicht.:helau:


    Gerade die Freunde aus dem tiefen Süden haben nicht so die Gelegenheit, mal schnell auf die Insel zu rutschen - daher werde ich vielleicht manchmal zu ausführlich in meinem Bericht - dann gebt Laut, und ich werde wieder ganz sachlich. Ja?


    Die Reise: Dies war für mich aus dem "Fernen Osten" auch nicht unproblematisch, weil ich früh 8:00 Uhr am Katamaran in Hamburg Landungsbrücken Aufstellung nehmen sollte, ich aber mit den Anschlüssen nicht zügig zurechtkam. So bin ich einen Tag früher gefahren - das war mein Glück - am eigentlichen Anreisetag streikten die Lokführer. Da man auch die Überfahrt im voraus bucht, taggenau - wären da einige Taler "versenkt" worden.


    1. Der Katamaran




    2. Prüfender Blick - ja - Rettungsboote hat er!




    3. Dies ist so ein Foto, das ich eigentlich nicht zeigen würde. Gegenlicht - usw.
    Aber man kann dem Schiff so schön unter den Rock gucken, daher - Gnade!




    4. Ein Platz in der "Ersten Reihe"!




    5. Mein Sitznachbar:



    Als das ältere Ehepaar mit dem Kinderwagen kam, freute ich mich - vielleicht im Gespräch ein niedliches Babybild?
    Doch das Baby hinter dem mit Reißverschluß befestigten Gitter, ähnlich einem Fliegengitter, sah etwas haarig aus - ein süßer kleiner Hund.
    Zum Bild bin ich aber doch gekommen, und nicht nur zu einem.


    Die Fahrt dauert ca. 4 Stunden - der Käpt´n erzählt ein bißchen, was man steuerbord und backbord sieht.
    Ab Cuxhaven fährt das Schiff 70 Minuten auf See.


    Erblickt man dann das Reiseziel, ist man zunächst nicht entzückt - da gibt es sicher lieblichere Eilande.


    Nach der Landung läuft man 15 bis 20 Minuten mit Gepäck oder zumindest einem Teil davon in die Unterkunft.
    Ich hab mein Zeug hingeschmissen, die Cam gepackt und bin erstmal auf Tour gegangen.
    Doch davon im nächsten Posting, in dem ich euch ein bißchen von der Insel zeigen will, den Häusern, dem Drumrum, auch wenn ich das natürlich nicht alles sofort erkundet habe, sondern jeden Tag ein bißchen.

    Gruß - maxie



    Ein Freund ist jemand, vor dem man laut denken kann.

    Einmal editiert, zuletzt von maxie ()

    • Offizieller Beitrag

    Wir haben drauf gewartet super



    Die ersten paar Bilder sind jedenfalls alle male sehenswert, egal, wie du sie selbst einstufst. Wenn Maxie eine Reise tut, dann hat sie auch was zu erzählen - und was du da über Lokführerstreiks schreibst, klingt abenteuerlich :)

    Great equipment can take lousy pictures, and poor equipment can manage wonderful images. The difference? You. Thom Hogan

  • Schön geschrieben und gute Einstiegsfotos, ich freu mich wenn´s weiter geht :)

  • Dann lass mal kommen Maxie, der Anfang ist wiedrmal sehr lesens-und sehenswert. Und ich bin auf deine Geschichten und Bilder sehr gespannt.


    Liebe Grüße
    Mike

    "Fotografieren braucht Zeit. Wer sich die nicht nehmen will, kann ja knipsen"

  • maxie ein Klasse einstigs Bericht über Helgoland mit schönen einstige Bildern die auf noch mehr
    Lust machen

    Grüße aus Bayern Wolfgang.G.


    Was du mir sagst, das vergesse ich. Was du mir zeigst, daran erinnere ich mich. Was du mich tun lässt, das verstehe ich.: Konfuzius :

    ightart-munich.de

  • Bitte weitermachen, Maxie! Der Anfang macht Appetit auf mehr.:)

    Schöne Zeit und immer gut Licht
    Wolfgang_R


    Der Amateur sorgt sich um die richtige Ausrüstung, der Profi sorgt sich ums Geld und der Meister sorgt sich ums Licht. (Georg IR B.)
    Always Look at the Bright Side of Life ...

  • Was ich bisher gelesen und gesehen habe läßt mich nur zu einem Schluß kommen: typisch maxie:)
    weiter so:applaus::applaus:

    Gruß aus Dorsten (der kleinen Hansestadt an der Lippe)


    Jürgen

    Ich hab keine Macken, das sind special effects

  • Ihr wollt es so - aber ich schicke voraus, daß da eine Menge Bilder auf euch zukommen werden. :)


    Kommt man angeschippert, sieht man als Erstes den schroffen Felsen - wenig Land drumherum, Buhnen, steinige Schutzwälle, einige häßliche metallene Türme in "schlichtem und in die Landschaft passendem Rot-Weiß".
    Aber ich hatte mir seit Jahren die Insel ausgeguckt wegen der besonderen Vögel, und vor allem wollte ich Seehunde und Robben live fotografieren. Daher auch der Wunsch nach einem 300er Tele übrigens.


    Mit Vogelbildern muß ich euch noch ein bissel zappeln lassen, das ist ein Kapitel für sich, dasselbe ergibt sich mit den Seehunden.


    Über die Geschichte der Insel, wie sie im Vertrag von Sansibar an die Deutschen gekommen ist, das müßt ihr bitte bei Wiki nachlesen. Jedenfalls hat der Kaiser sich sehr gefreut, aber nicht wegen der Landschaft, sondern er hatte ganz anderes im Sinn - Strategisches. So entstand im Laufe der Jahre ein riesiges Bunkersystem unter dem Roten Felsen, der ausgehöhlt wurde wie ein Schweizer Käse.
    Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges wurde die Bevölkerung der Insel "weggeschickt" - sie mußten bei Verwandten auf dem Festland Unterschlupf finden oder sonstwo.
    Die Engländer bombardierten die Insel, sie wurde dem Erboden gleich gemacht, da blieb nichts, aber auch gar nichts heil außer dem Leitturm, der noch heute genutzt wird.
    Die Engländer verfüllten den Felsen mit Tausenden Tonnen Sprengstoff, doch der hielt im Wesentlichen Stand, aber es gab Risse bei den Sprengungen.
    Angeblich wollten sie die Insel nicht vernichten, sondern nur dafür sorgen, daß sie nie mehr Kriegszwecken dienen konnte.
    Nach Kriegsende wurden zu Übungszwecken weiterhin Bomben auf dieses Ziel abgeworfen, bis Deutschland 1951 schließlich die Insel zurückbekam, nicht zuletzt auf die Initiative zweier deutscher Studenten hin, die (1950?) die Insel illegal "besetzten".


    Die ehemalige Bevölkerung kam zurück - es soll ein einmalig guter Zusammenhalt unter den Bewohnern bestanden haben, und zuerst entstanden die Hummerbuden am Ufer, in denen die Fischer ihre Ware verkaufen konnten, ihre Gerätschaften hatten, und in denen sie auch wohnten.
    Sorry, soviel Geschichte mußte ich euch antun, damit das Weitere verstanden wird.


    Nun endlich die Hummerbuden, hölzerne Hütten, die heute eine Attraktion darstellen.



    6.



    7.




    8.




    Heute sind die Hummerbuden "aufgemotzt", knallbunt gestrichen und an Künstler, Fischbrötchenhersteller, kleine Imbisse, an den Naturschutzverein Jordsand und andere vermietet. Ein buntes Sammelsurium.
    Hier sah ich auch die mit Feuersteinschmuckstücken behängte halbe Dame im Schaufenster und viele andere kuriose Dinge.
    Unter anderem kann man in einer dieser Buden auch heiraten - wirklich!



    9.
    Hier kann man den entscheidenden Schritt wagen, von dem man so schwer zurücktreten kann:




    10.


    Gruß - maxie



    Ein Freund ist jemand, vor dem man laut denken kann.

  • Die Südländer lesen und schauen mit Begeisterung......:applaus:

    Graue Haare sind voll im Trend, wenn nun noch Übergewicht und Falten modern werden, wird das mein Jahr
    meine Homepage - Uschi - lieber von Rubens gemalt als vom Schicksal gezeichnet

  • Die bunten Häuschen sehen bei mir etwas blass oder dezent aus, kann aber auch zu hause wieder anders aussehen :applaus:

  • :DJa, Alex - die haben sich nicht gedrängelt zum Heiraten!!:D


    Die Bilder wurden vor 10:00 Uhr gemacht - die Tages-Touris kommen gegen Mittag an.......
    Überhaupt, zu dieser Jahreszeit war alles noch überschaubar - ich wage mir nicht vorzustellen, was in der Ferienzeit los ist.
    Dann werde ich zum Kinderhasser - bzw. deren antiautoritär eingestellter Eltern!
    So aber war alles wirklich für mich nach Wunsch.


    Auf dem Lung Wai (Hauptstraße - long way - synonym) waren natürlich Schnäppchenjäger, doch das geht erst ab 10.00 los. Ihr wißt schon - taxfree. Zigaretten, Whisky, Whiskey usw.
    Ich habe nichts gekauft - kein Platz im Koffer - und die erlaubten 20 kg waren auch bereits erreicht.


    Ist der Text zu trocken, soll ich weniger schreiben?

    Gruß - maxie



    Ein Freund ist jemand, vor dem man laut denken kann.

  • :...


    Ist der Text zu trocken, soll ich weniger schreiben?


    N e i n , bitte nicht! Deine Texte vor allem hier, aber auch in anderen Beiträgen erreichen die hohe Qualität Deiner Bilder, weil sie nicht nur sehr informativ und lehrreich, sondern auch oft unterhaltend mit feiner Ironie gewürzt sind. Immer wieder ein Genuss, sie zu lesen.


    LG Jürgen


  • Die Bilder wurden vor 10:00 Uhr gemacht - die Tages-Touris kommen gegen Mittag an.......
    Überhaupt, zu dieser Jahreszeit war alles noch überschaubar - ich wage mir nicht vorzustellen, was in der Ferienzeit los ist.


    Einmal haben meine Frau und ich den "Fehler" gemacht und sind im Juli nach Helgoland gefahren. Das war nichts.
    Für Naturfotografen ist das definitiv die falsche Jahreszeit. Es war überall voll. Auf der Düne wurde gebadet und alles verscheucht.
    Schön ist es im Winter, dem Frühjahr und auch wieder zum Ende der Saison Richtung Herbst. Dann halten sich weniger Touristen und Tagesgäste auf der Insel auf und alles ist viel ruhiger.


    Besonders schön war es mal im Dezember. Es lagen bereits die ersten frisch geborenen Kegelrobben am Strand der Düne.

  • Ja! Volle Zustimmung, Frank.


    Und Jürgen, an dich ein Dankeschön fürs Kompliment.:blümmsche:

    Gruß - maxie



    Ein Freund ist jemand, vor dem man laut denken kann.

    • Offizieller Beitrag

    Die Buden sehen sehr norwegisch aus, Maxie super Ich kann mir vorstellen, dass da der Bär steppt und die Luzie tanzt; das erklärt auch, warum meine Freunde immer Anfang Juni hinfahren, um in Ruhe Vogelbilder zu machen :)

  • Gut - die Hummerbuden waren nicht so aufregend. Dann mal das nächste Foto.


    Die Insel teilt/scheidet sich in Unterland und Oberland, früher war das viel extremer.
    Es war ein Ereignis, wenn ein Oberländer eine aus dem Unterland heiratete. :)


    11.



    Aber auch heute gibt es noch Unterschiede.


    Nach 1951 ging es an den Wiederaufbau, dazu gab es Architektenwettbewerbe.
    Soviel mir bekannt ist, waren die Grundbücher erhalten. Das Land gehörte noch den Besitzern, aber die entstehenden Häuser mußten sie kaufen.
    Man hatte den Plan, daß jedes Haus Sonne haben sollte, man entwickelte Modellbauten, die sich teils bewährten, teils nicht.
    Helgoland gilt als die einzige völlig geplante "Stadt" in Deutschland, Stil der 50er Jahre.


    Die Helgoländer sagen, sie seien das letzte Stück DDR und beziehen sich dabei auf den Baustil.
    Die Straßen wurden so angelegt, daß der Wind, der fast immer von Westen oder Nordwesten kommt, nicht ungehindert über die Insel fegt, und so gibt es nur eine einzige Straße, die in dieser Richtung grade verläuft, das ist der bereits erwähnte Lung Wai.
    Alle anderen laufen versetzt. Geht man sie entlang, steht plötzlich ein Haus im Weg als Windbrecher. Die Straße biegt dann rechtwinklig ab und läuft nach erneuter Abwinkelung in die ursprüngliche Richtung weiter. Bis ich das wußte, hab ich mich x-mal verlaufen.
    Autos gibt es für Privatpersonen nicht, folglich auch keine Garagen. Radfahren ist nur außerhalb der Saison erlaubt oder für Personen über 70 mit Genehmigung vom Amt und für Kinder unter 8 Jahren..
    Auf Helgoland fährt man Roller, wohlgemerkt ohne Motor. Das sieht lustig aus, wenn so ein Graukopf beinschwingend per Roller dahinsaust..:D


    Es gibt Taxis zum Hafen - Elektrotaxis... Die Feuerwehr und die Krankenwagen dürfen mit normalem Brennstoffmotor fahren.
    Ein Krankenhaus existiert auch, es soll das einzige Krankenhaus in Deutschland sein, das mehr Personal als Patienten hat.


    Entbindungen werden auf dem Festland durchgeführt, die schwangeren Frauen gehen mindestens 3 Wochen vor dem errechneten Termin deshalb aufs Festland in ein Krankenhaus.
    Fachärzte pendeln an bestimmten Tagen vom Festland auf die Insel. Das wird bekanntgegeben.


    Die Kinder werden bis zur 6. Klasse beschult, danach geht es auf Internate, ebenfalls aufs Festland.


    Ja, die Insulaner haben schon ihre Besonderheiten. Wenn mir noch etwas einfällt, werde ich das zwischendurch berichten.
    Ach so: Strom kommt jetzt per See-Kabel aus Richtung Büsum, und das Trinkwasser kommt aus einer Meerwasserentsalzungsanlage auf der Insel. Übrigens mit guter Qualität. Ich habe es stets getrunken - schmeckt prima!


    Der Winter ist nicht so kalt wie bei uns, Schnee soll selten sein. Aber der Wind!!!


    Hier sind mal ein paar Häuser für euch:


    12.



    Die Farben der Häuser sind vorgegeben - es gibt eine eigene Farbpalette, die eingehalten werden muß. Und kein Haus darf dieselbe Farbe haben wie das jeweilige Nachbarhaus. Im Oberland ist das alles nicht ganz so streng, wurde mir gesagt.



    13.


    Auf diesem Bild sieht man den abgewinkelten Straßenverlauf ganz gut. Das Klinkerhaus, wirkt recht modern, doch diese Bauart ließ man fallen, weil die Wohnungen verbaut sein sollen - ich war in keinem Haus drinnen.



    Die Dächer sollten erscheinen, wenn man sie vom Oberland aus betrachtet, wie eine Welle, Mansarden und Dachfenster waren nicht vorgesehen.
    Die Bewohner erkämpften sich aber nach und nach mit Argumenten wie Dachbodenausbau, mangelndes Licht, usw. schließlich doch das Recht, Derartiges einzubauen. Es soll ein langer und zäher Kampf gewesen sein.


    14.




    15.




    16.



    Die Insel hat auch eine Art Industriegebiet nahe am Hafen. Dort befinden sich Liegeplätze für Schiffe, für Segelboote, Werkstätten, Schiffsbedarf usw. Ladungen von Baumaterialien, Steine, Kräne.
    Und: Dort gibt es das Alfred-Wegener-Institut. Eine wissenschaftliche Einrichtung mit Doktoren, Doktoranden, Tauchern und wissenschaftlichen Projekten.


    Das Gebilde auf dem folgenden Foto ist ein institutseigener Meerwasserspeicher für diese Zwecke.


    17.


    Gruß - maxie



    Ein Freund ist jemand, vor dem man laut denken kann.

    Einmal editiert, zuletzt von maxie ()

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