Aus dem Oderbruch

  • Ich hatte euch angekündigt, ein paar Aufnahmen von unserer Fotoclubexkursion ins Oderbruch zu zeigen.
    Über die Geschichte dieses Landstrichs habe ich immermal wieder ein paar Worte eingestreut.


    Die Gegend rechts und links der Oder war morastig, bedingt durch die Überschwemmungen durch den Fluß.
    Friedrich II. ließ hier korrigierend eingreifen, das Bett des Flusses wurde verlegt und verändert.
    Es wurden Gräben gezogen, und das sich darin sammelnde Wasser wurde durch Schöpfwerke dem Fluß wieder zugeführt. Die Erde ist unglaublich fruchtbar.
    Erst nach der Wende glaubte man, das nicht mehr pflegen zu müssen - die Folge waren unbegehbare Felder und nasse Häuser.
    Inzwischen hat man den Fehler eingesehen und sich besonnen, daß die Alten doch nicht so doof waren.


    Das Foto zeigt einen Blick von den sog. Seelower Höhen in dieses flache Land. Ich stehe auf dem Krugberg. Ihr schaut auf blutgetränkte Erde.
    Hier fanden zu Kriegsende die erbittertsten Kämpfe statt. Von unten links kam der erste sowjetische Panzer gerollt. Von oben schossen die Deutschen, z.Teil noch Kinder!


    Auf diesem Hügel wird dieser Geschehnisse gedacht, Künstler aus verschiedenen Ländern haben die Ergebnisse ihrer Workshops aufgestellt.
    Linker Hand wurde ein Friedenswald angepflanzt - leider gibt es wohl nicht genug pflegende Hände - die Anpflanzung ist recht verwuchert.....
    Soviel - oder so wenig zu den Eindrücken, denen man beim Anblick dieser Gegend erliegt......



    Gruß - maxie



    Ein Freund ist jemand, vor dem man laut denken kann.

  • Da bin ich mal gespannt was noch so kommt Maxie. Die Einleitung ist dir auf jeden Fall gelungen und manchmal Frage ich mich woher du das alles weißt was du zu deinen Bildern schreibst!?:eek::applaus:Ich lese die Sachen jedenfalls immer gerne und daher bin ich sehr gespannt wie es hier weiter geht.:)

  • Danke Thomas,:)
    Das Wissen sammelt sich so im Laufe der Jahre an. die Gegend erzählt ihre Geschichte oftmals selbst, wenn man die Augen aufmacht.


    Sehr viele Bilder habe ich nicht, und einen "Roten Faden" gibt es diesmal auch nicht, eher ein Sammelsurium.
    Demnächst kommt noch ein bißchen Dokumentarisches ohne jedwede künstlerischen Ansprüche.

    Gruß - maxie



    Ein Freund ist jemand, vor dem man laut denken kann.

  • Da kann ich mich dem Thomas nur anschließen und bin ebenfalls gespannt!:) Eine interessante und geschichtsträchtige Landschaft!
    Mir gefällt übrigens diese Skulptur inmitten dieser eindrucksvollen Natur sehr gut!:applaus: Wirkt irgendwie archaisch.


    Zitat

    Inzwischen hat man den Fehler eingesehen und sich besonnen, daß die Alten doch nicht so doof waren.


    Immerhin! Das passiert leider auch nicht immer; oder erst wenn es zu spät ist.:rolleyes:


    LG Stefan


    Edit: Ach ja, Maxie, schön, dass es geklappt hat mit deiner Tour in den Oderbruch!:)

    Einmal editiert, zuletzt von Petterson ()

    • Offizieller Beitrag

    Die Figur in Bild 1 erinnert ein wenig an die Steinfiguren auf der Osterinseln. Bild 2 ist eine schöne Landschaftsaufnahme, die auf einem relaxten Spaziergang entstanden sein könnte und diese Stimmung auch transportiert. Der Text zu den beiden Bildern hat es allerdings in sich; da scheint sich ja eine Menge Blutiges abgespielt zu haben.

    Great equipment can take lousy pictures, and poor equipment can manage wonderful images. The difference? You. Thom Hogan

  • Zwei schöne geschichtsträchtige Bilder maxie super
    Ich bin schon auf die weiteren Bilder gespannt und ihre Geschichten

    Grüße aus Bayern Wolfgang.G.


    Was du mir sagst, das vergesse ich. Was du mir zeigst, daran erinnere ich mich. Was du mich tun lässt, das verstehe ich.: Konfuzius :

    ightart-munich.de

  • Ich danke für eure Kommentare.
    Ja, Walter, du hast Recht, und sicher wurde der Künstler auch durch die Skulpturen der Osterinseln inspiriert.


    Wenn man durchs Oderbruch fährt, muß man "umschalten".
    Fast alles ist sehr einfach dort, die Menschen hatten es nicht leicht. Die Dörfer liegen weit auseinander. Das Klima ist schon recht kontinental.
    Oft hatten es die Kinder weit zur Schule, und nicht überall fuhr ein Bus.
    Früh ist es sehr neblig im Herbst, man sieht dann kaum, wo man entlang laufen muß, aber die Kleinen wußten Bescheid. Heute gibt es dort sehr wenige Kinder, aber davon erzähle ich später.
    Immerhin gibt es aber auch einige jüngere Paare, heute muß man ja nicht mehr 10 Jahre auf ein bestelltes Auto warten,- die der Weite der Landschaft wegen und ob der Freiheit, die sie dort fühlen, versuchen Fuß zu fassen. Ohne Auto geht dort nichts mehr - Pferd und Wagen sind selbst im Oderbruch passé.:)
    Arbeit gibt es eigentlich nur für Wenige.
    Von den Menschen wird gesagt, sie seien ein bissel stur, sehr hilfsbereit, ehrlich, und kümmern sich noch umeinander. Ausnahmen bestätigen diese Regel natürlich.


    Ich schreibe schon wieder viel zu viel - eigentlich wollte ich nur ergänzen zu meinem obigen Text, daß die Oder höher liegt als das umliegende Land. Ihr lest richtig!
    Deiche schützen das tieferliegende Land - solange sie nicht brechen, was mehrfach geschehen ist. Das letzte Mal ereignete sich das 1997 im Sommer bei Hochwasser.


    Eines dieser Dörfer ist Altlangsow - wenige Häuser.
    Die Bauern wollten eine eigene Schule für ihre Kinder und eine Kirche. Und so wurde 1832 ein "Schul- und Bethaus" gebaut, einfachste Bauweise. Eine Hälfte Schule mit Lehrerwohnung, die andere für die Kirche. Es gab fünf dieser Art, eines ist erhalten geblieben, und das war unser erstes Ziel.




    Dies ist der kirchliche Teil des Hauses. Unter dem Fenster im Giebel stand der Altar, ausnahmsweise nicht nach Osten zeigend. Das hatte mit dem Lichteinfall zu tun.
    (to be continued)

    Gruß - maxie



    Ein Freund ist jemand, vor dem man laut denken kann.

  • Ah, schön, wieder zwei feine Bilder mit einer ausgesprochen interessanten Hintergrundgeschichte!:applaus:
    Um so etwas zu sehen, wie du es in deinem ersten Bild zeigst, müssen wir hier bei uns ins Freilichtmuseum.:D
    Und ein "Schul- und Bethaus", quasi 2 in 1, darauf muss man erst mal kommen! Ganz schön clever, die Oderbrucher.:D


    LG Stefan

  • Noch ein paar Bilder - keine Kunst, nur Dokumentation.
    Der Bildhauer Werner Stötzer ließ sich in dem Dorf nieder, er bezog das Pfarrhaus und richtete sich eine Werkstatt ein.
    Das Schul- und Bethaus nebenan wurde von einem Verein übernommen und Schritt für Schritt mühsam hergerichtet.
    Es dient heute als Ausstellungsraum für Malerei, Ich denke auch Fotografie und anderes.


    Besucher kommen im Sommer, teils per Fahrrad als Urlauber oder auch aus Berlin bei größeren Veranstaltungen.


    Wir fanden eine Ausstellung/Malerei vor.
    Aber hier geht es ja um das Gebäude.


    Die Tür - dem Schloß nach zu urteilen, scheint vielleicht noch original zu sein, der Schlüssel ist etwa 20 cm lang!!



    Ohne Worte:



    Man steht in einem großen Raum.
    Dorische Säulen unterteilen ihn ähnlich einer dreischiffigen Kirche, und natürlich gab es Bänke für die Gläubigen.
    Die Säulen sind übrigens holzverkleidet und vermitteln den Eindruck, sie seien aus Marmor.
    Unter dem Bogenfenster stand ein Altar, am anderen Ende des Raumes oben auf einer Art Galerie gab es eine kleine Orgel.







    Und falls einmal einer von euch dort vorbeikommt - das Haus ist nicht zu verfehlen - davor steht diese Skulptur:


    Gruß - maxie



    Ein Freund ist jemand, vor dem man laut denken kann.

  • Interessantes und sehenswertes aus einer mir vollkommen fremden Ecke Deutschlands. Damit kann ich meine Flecken wenigstens etwas ausbessern.

    Graue Haare sind voll im Trend, wenn nun noch Übergewicht und Falten modern werden, wird das mein Jahr
    meine Homepage - Uschi - lieber von Rubens gemalt als vom Schicksal gezeichnet

  • Schönes Schloss - da mals hat man sich mit solchen kleinen Dingen noch richtig Mühe gegeben!:)
    Mir gefällt aber auch dieser Innenraum, der wohl zum kirchlichen Teil des Hauses gehört. Ein spannendes Ambiente für ausgestellte Kunst.:)


    LG Stefan

  • Herrlich dein kleiner Geschichtsunterricht über den Oderbruch
    maxie mit sehr starken Bildern super

    Grüße aus Bayern Wolfgang.G.


    Was du mir sagst, das vergesse ich. Was du mir zeigst, daran erinnere ich mich. Was du mich tun lässt, das verstehe ich.: Konfuzius :

    ightart-munich.de

  • Danke fürs Zeigen, Maxie. Bilder aus dem Oderbruch interessieren mich ja aus privaten Gründen immer sehr.


    LG Jürgen,


    z. Z. in Urlaub an der Müritz und dank des Wetters selten in der Hotelbibliothek, wo es WLAN gibt.

  • Hallo Maxie, auch der Nachschlag gefällt mir:applaus:


    Dito:applaus:


    Und dir Jürgen wünsch ich noch einen schönen Urlaub an der Müritz, wo wir nächstes Jahr auch mal hin wollen.


    Liebe Grüße
    Mike

    "Fotografieren braucht Zeit. Wer sich die nicht nehmen will, kann ja knipsen"

  • Ich mach mal weiter mit meinem Exkursionsbericht.
    Unser eigentliches Ziel war Buschdorf, das aus drei Teilen besteht, in Wirklichkeit sind das aber nur drei Straßen, die etwas auseinander liegen.
    Wir hatten uns Marodes erhofft, altes landwirtschaftliches Gerät, aber außer alten Häusern war da nix.
    Aus den wenigen Häusern sah man hier und da jemanden aus dem Fenster gucken - alles alte Leute! Ich habe kein Kind gesehen, keine Hühner, Enten, Gänse.
    Außer einem Gaul und kläffenden Hunden - nix.


    Die ehemalige Schule ist wunderschön hergerichtet und dient irgendeinem Öko-Zweck.



    Eine Korbmacherin gibt es, die leider im Urlaub war, so daß wir uns ihre Waren nicht ansehen konnten.
    Hier wohnt sie:



    Die Glocke weckt übrigens Tote auf. Ist auf der gesamten Straße zu hören-.


    Was hier so romantisch aussieht - scheint entweder verlassen oder kurz davor zu sein.




    Aber es kommt noch schlimmer:



    Früher gab es sogar einmal eine Tankmöglichkeit, aber das muß schon sehr viel länger her sein.:



    Ein Haus nach dem anderen verfällt.
    Die Jugend ist gen Westen gezogen, um Arbeit zu finden. Hier gibt es keine. Und die Alten sterben nach und nach weg.
    Neue Bewohner finden sich selten, eventuell ein paar Aussteiger aus Berlin, denen die Ruhe gefällt.


    Das nächste Haus:



    Und das nächste danach:



    Aber es geht weiter:


    Oder hier:



    Ich bin ja nicht total pessimistisch - aber ich frage mich - und nicht nur ich - ob man sich so die "Blühenden Landschaften" vorgestellt hat.


    Hier hat ein sehr kreativer Mensch geflickt.:D



    Auf dem Rückweg hatten wir dann den Ausblick von den Seelower Höhen ins Oderbruch, davon hatte ich bereits Bilder gezeigt.


    Diesen Edelstahlwürfel finde ich recht interessant, er gehört zu den Skulpturen der internationalen Künstler. An seiner Unterseite spiegelt sich die Landschaft.



    Zum Abschluß nochmal eine etwas andere Ansicht der "bekümmerten Frau", wie ich sie genannt habe.



    Wir haben unseren Ausflug mit einer kleinen Kafferunde abgeschlossen - mir hat es gut gefallen, ich bin noch immer tief beeindruckt....
    Ich hoffe, meine kleine Dokumentation in Bildern gefällt euch.:)

    Gruß - maxie



    Ein Freund ist jemand, vor dem man laut denken kann.

  • Interresanter Ausflug, Maxie. :)
    Am besten gefällt mir die letzte Serie mit den Bildern 1-4 und der Würfel.:):applaus:

    Gruß Anna



    Zitat

    Wo viel Licht, da ist auch Schatten.

  • Danke Anna.
    Die anderen Bilder sind auch nichts, was einem gefallen könnte. Aber sie sind eben auch eine Wahrheit. Ich wollte sie nicht unterschlagen.
    Das nächste Mal wirds´s positver, versprochen:).

    Gruß - maxie



    Ein Freund ist jemand, vor dem man laut denken kann.

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