Ich stelle hier nochmal den gleichen Text wie im blauen rein, nur ohne Hinweis für die Nörgler
Da es wieder ein paar Nachfragen gab, hier ein kleiner „Vorgeschmack“ auf die E-M5. Olympus Japan war so freundlich, mich mit einem Vorserienmodell spielen zu lassen – ob das in Zukunft noch in der Form so möglich sein wird muss man abwarten, denn über die Leaks ist man „not amused“ und so will man die Informationen in Zukunft noch strenger kontrollieren.
Aber nun zur Kamera:
Ich gebe es gern offen zu, mir ist das Aussehen einer Kamera wichtig, wenn auch in letzter Konsequenz nicht entscheidend. Und das Aussehen der E-M5 gefällt mir ausgesprochen gut. Wie bei der Pen auch ist es kein striktes Retrodesign, sondern eine Weiterentwicklung der damaligen Designlinie. Ohne irgendwelche Zusatzgriffe ist der Handgriff der E-M5 nur schwach ausgeprägt. Durch das geringe Gewicht kann man sie zwar gut in der Hand halten, wie aber bereits bei der G3 finde ich das auf lange Sicht oder mit größeren Objektiven. Mit dem neuen Zusatzgriff ändert sich dies grundlegend und zumindest mir hat bisher keine derart kompakte Kamera so gut in der Hand gelegen. Mit großen Objektiven bleibt natürlich das Problem des Hebelarmes und die Grenze ist schneller erreicht als etwa bei der E-5, das liegt aber in der Natur der Sache. E-M5 mit 14-54 empfinde ich als angenehm, besser sogar als bei der E-620.
Über den Batteriegriff kann ich nichts sagen, denn ich hatte ihn schlicht nicht montiert. Das Gehäuse selbst entspricht übrigens in Sachen Robustheit und Abdichtung dem E-5-Niveau, ob das auch für die Redundanz und Belastbarkeit der Einzelnen Segmente gilt kläre ich noch.
Die Bedienräder und Knöpfe sind für mich gut erreichbar, der zweite Auslöser im Handgriff ist sehr sinnvoll, ich würde sogar sagen notwendig. Nicht ganz überzeugend finde ich das Weglassen des Drehrings am Steuerkreuz auf der Rückseite. Auch wenn es nun zwei Einstellräder oben gibt, bei der Menübedienung fand ich das Rad allen Unkenrufen zum trotz immer angenehm. Klar, auch das Daumenrad fehlt auch irgendwie, gerade wenn man M5 und P3/2/1 parallel nutzen möchte. Andererseits ist der Minigriff hinten, was die Stabilität angeht, ein deutlicher Fortschritt und beides zu integrieren ist kaum möglich.
Zum Display brauch ich wenig zu sagen, das meiste ist aus der E-P3 bereits bekannt. Das es nur klapp- aber nicht schwenkbar ist wurde häufig bemängelt, wer meine Beiträge häufiger liest weiß, dass ich diese Konstruktion so bevorzuge (schon seit der E-330) und eigentlich mit der E-3-Lösung unzufrieden war.
Eine Revolution ist der neue Sucher nicht, das vorweg. Aber er ist eine sehr gelungene Evolution und ein weiterer, sehr deutlicher Schritt in die richtige Richtung. Er überzeugt nicht durch eine höhere Auflösung als der VF-2, sondern durch eine Darstellung mit sehr geringer Verzögerung und ohne wahrnehmbares Flackern (ich reagiere da recht empfindlich). Bei schlechtem Licht rausch er noch immer, das lässt sich kaum vermeiden, insgesamt liefert er aber eine sehr überzeugende Leistung ab. Sehr angenehm ist die Konfigurierbarkeit der Darstellung, die auf Wunsch die kompletten Aufnahmedaten nach unten aus dem Bild rückt. Dadurch reduziert sich zwar die Fläche der Darstellung selbst, sie wirkt aber trotzdem größer. Ich bin gespannt, ob Olympus das für den VF-2 nachliefert. Die Dunkelphase wurde im Serienbildmodus sichtbar verkürzt, ein Verfolgen des Ziels ist deutlich leichter möglich. Aber auch hier wird noch nicht das Niveau der E-5 erreicht, das intern als Maßstab dient. Wie die Darstellung bei den 9 Bildern pro Sekunde ist konnte ich leider nicht testen.
Die Autofokusgeschwindigkeit der E-M5 ist beeindruckend und erreicht nun durch die Beschleunigung auf 240 Hertz im C-AF auch dort sehr praxistaugliche Ergebnisse. Ja, die E-5 ist in dem Bereich noch immer schneller, und ich weiß nicht ob die E-M5 den Anforderungen an die schnelle Hundephotographie (die sich ja als Referenz im Consumerbereich entwickelt hat) standhält – dafür fehlte mir die Testmöglichkeit. Der Schritt von der E-P3 ist jedoch deutlich spürbar, zumindest mit dem 12-50.
Die große Frage nach den FT-Objektiven kann ich nur eingeschränkt beantworten, denn bei meinem Testmodell gab es noch keine SWD-Unterstützung. Das 14-54 II machte eine sehr gute Figur, und auch das 35-100 ist schneller als an den Pens. Andere Tester schrieben, es wäre praxistauglich, das ist in meinen Augen ein dehnbarer Begriff. Es wird nicht die Leistungsfähigkeit einer E-5 erreicht, und rein vom Eindruck her auch nicht die einer E-620. Aber es ist ein Fortschritt zur aktuellen Pen-Generation und das allein macht in meinen Augen Hoffnung – auch wenn die Kombination E-M5 plus 35-100 von der Größenverteilung her schon jenseits der oben beschriebenen Grenze liegt.
Eine Fähigkeit hat mich gerade als Landschaftsphotograph fasziniert. Live Bulb ist etwas, das es bisher nicht gab und das ich zumindest als kleine Revolution betrachte – die Anzeige des Bildes, während es entsteht. Kein Abschätzen mehr, keine doppelte und dreifache Arbeit sondern der direkte Weg zum Ziel. Das funktionierte in der Praxis so gut wie es in der Theorie klingt, zumindest in meinem kurzen Test. Ich freue mich richtig auf die Langzeiterfahrung.
Zum Schluss gibt es noch die Sensor-, Stabilisator- und Buckelfrage. Der Sensor kommt, so habe ich das zumindest verstanden, von Panasonic und entspricht der GX1-Technologie, wurde aber wie bereits der ältere Sensor von Olympus modifiziert. Daraus ergeben sich eine höhere Ausleserate und die Möglichkeit des selektiven Auslesens, das wiederum zu einer partiell schnelleren Auslesung führt. Ich will nicht ausschließen, dass ich dort etwas Missverstanden habe, das ist aber mein aktueller Kenntnisstand.
Der Stabilisator funktionierte in meinem Test herausragend gut, gerade wenn man den Vergleich zu den Pens zieht. Im Vergleich zur E-5/3 ist der Unterschied nicht ganz so groß. Wir haben Testweise mal zwischen klassischer Funktion und der neuen, fünfachsigen Ansteuerung umgeschaltet (beim Testmodell ging das, beim Endprodukt wahrscheinlich nicht). Die generelle Quote an scharfen Aufnahmen war nicht viel höher, der Grad der Schärfe allerdings schon. Traditionell gilt ja, dass eine scharfe Aufnahme ohne Stabilisator immer schärfer ist als eine solche mit. Es kann gut sein, dass diese Zeit vorbei ist. Das Sucherbild ist nun genauso optisch stabilisiert wie das Video, beides eine sehr nützliche Verbesserung. Zum Rolling Shutter kann ich nichts sagen, das habe ich nicht getestet.
Der Sucherbuckel wurde im Vorfeld heiß diskutiert. Er beinhaltet die Sensoreinheit des Stabilisators sowie Teile des elektronischen Suchers, ist insofern also schon notwendig (oder es wäre ein grundsätzlich anderes Design notwendig geworden). Das er dann entsprechend der OM-Serie geformt wurde war eine Designfrage.
Meine Bestellung liegt bereits seit einigen Tagen beim Händler. Die E-M5 ist sicherlich keine revolutionäre Kamera, aber sie vereint zwei Welten auf eine für mich angenehme Art und Weise und bringt darüber hinaus sinnvolle Innovationen mit, die vielleicht auf dem Datenblatt (und damit in den hier üblichen Vergleichen oder Argumentationen) weniger auffallen, dafür aber das System voran treiben und die wenigen eklatanten Baustellen deutlich reduzieren.
Falls es Fragen gibt, ich habe sicherlich den einen oder anderen Punkt vergessen oder nicht hinreichend beschrieben, also einfach nachfragen.